GALICIEN - Die Route des Neunauges
GALICIEN Die Route des Neunauges
Viele Mythen und Legenden ranken sich um das Neunauge, der eigentlich kein Fisch, sondern ein sogenannter Rundmäuler ist. Mit seiner Geschichte, die 400 bis 500 Millionen Jahre zurückreicht, zählt das Neunauge zu den ältesten noch lebenden Tierarten. Nomen est omen – diese Regel ist auf das Neunauge nicht anwendbar, denn tatsächlich hat es nur zwei Augen. Jedoch wirken seine sieben Kiemenöffnungen zusammen mit der Nasenöffnung so, als habe der Fisch auf jeder Seite neun Augen.
Dem Neunauge wird nachgesagt, dass es sich vampirartig in andere Fische verbeiße. Trotz seines blutrünstigen Charakters ist die Lamprea, wie der Fisch auf Spanisch heißt, ein ausgesprochener Leckerbissen, der vor allem in Galicien hochgeschätzt wird. So wird der aalartige Fisch in geräucherter Form als wichtigste Zutat für einen wohlschmeckenden Nudeleintopf verwendet. Bei der Kochart „a la bordelaise“ wird das Blut des Neunauges mit Rotwein vermischt, in dem der Fisch dann mit gehackten Zwiebeln, Knoblauch und Petersilie in einem Steintopf geschmort wird.
Die Galicische Landesregierung hat nun seinem einzigartigen Flussbewohner mit der Schaffung der „Ruta de la Lamprea” ein Denkmal gesetzt. An die Route sind u.a. die Gemeinden Tui, A Guarda, As Neves, Crecente, Arbo und Salvaterra angeschlossen. Die Route soll auf die Feste, die Gastronomie und die unterschiedlichen, faszinierenden Fangmethoden aufmerksam machen, die in den Gebieten um die Flüsse Tambre, Ulla y Miño verwendet werden. Diese Gebiete erweisen sich für den Besucher sowohl landschaftlich als auch kulturell reizvoll, zumal sich dort zahlreiche Wanderwege, Brücken, Kapellen oder Aussichtsplätze befinden. Außerdem verführen eine ganze Reihe von Restaurants dazu, die viele verschiedene Lamprea-Gerichte auf ihrer Speisekarte anbieten, die landestypische Küche näher kennenzulernen.
Überdies besteht die Möglichkeit, auf der Route die besonderen und faszinierenden Fangmethoden des Neunauges, die bis auf die Zeiten der Römer zurückgehen, näher in Augenschein zu nehmen. Spezielle Konstruktionen und handwerkliche Fanggeräte wie die ‚rodeiros‘ oder ‚ Pesqueiras‘ können auf der Strecke besichtigt werden. So handelt es sich bei den „Pesqueiras“ , oder pescos, um riesige Steinblöcke aus Granit, die auf beiden Seiten des Flusses Miño parallel zueinander gesetzt werden. Sie erzeugen eine bestimmte Strömung, durch die der Fang von Neunaugen, aber auch von Lachsen und Alsen, erleichtert wird. Die schleimigen, zylindrischen und kieferlosen Fische, die in klaren Flüssen mit gemäßigtem Klima leben, erreichen eine Größe zwischen 15 cm und einem Meter. Gegenwärtig existieren über 30 verschiedene Arten des Neunauges.
Das Neunauge-Feste in Arbo
Die Gemeinde Arbo in der Provinz Pontevedra nimmt einen ganz besonderen Stellenwert auf der Route des Neunauges ein. Denn dort ist die Tradition des Lamprea-Fangs, der schon von den Römern betreiben wurde, besonders stark verankert. Seit 1961 wird jedes Jahr vom 22. bis 24. April das Fest des Neunauges gefeiert. Das Fest von “nationalem Interesse” wurde von einer Gruppe von Restaurant- und Bodegabesitzern ins Leben gerufen, die den eigentümlichen Fisch neben den allseits beliebten Albariño-Weinen der Region bekannt machen wollten.
So wird nun dieses Fest im Frühjahr jedes Fahr auf’s Neue begangen. Tausende Verehrer des Neunauges reisen an, um auf dem Rathausplatz von Arbo an zahlreichen Degustationsständen ganz unterschiedliche Zubereitungsarten zu probieren. Sei es in der Brühe, paniert, geschmort oder nach Arbo-Art, bei der die dunkelbraune Soße aus Weißwein und Lampreablut die Gaumen der Gourmets entzückt, das Neunauge verzaubert die Geschmackssinne der Feinschmecker aus nah und fern. Ein Glas heimischen Weins dazu, wie etwa der Ribeiro, steigert den Genuss noch mehr.