KANAREN Tías - das Land, das den Nobelpreisträger verzauberte
Tías - das Land, das den Nobelpreisträger verzauberte
Der portugiesische Romancier, Lyriker und Essayist, José Saramago, dem 1998 der Nobelpreis für Literatur verliehen wurde, war im Alter von 88 Jahren am 18. Juni 2010 in Tías in seiner Wahlheimat Lanzarote verstorben.
José Saramago hatte diese Gegend wegen ihrer Ruhe, der Farben und des Lichts zu seinem Zuhause gemacht. Die Touristen genießen sie wegen ihrer angenehmen und breiten Strände, und auch bei Fans des Tauchsports sowie Golfliebhabern hat sie Eindruck hinterlassen.
Um die Beweggründe zu verstehen, die Jose Saramago veranlasst haben, seine portugiesische Heimat aufzugeben, lohnt sich der Besuch des ehemaligen Wohnhauses und jetzigen Museums von Saramago in Tías „A Casa Museo José Saramago“ sowie deren Umgebung. Es erklärt, wie sich der Schriftsteller in die Insel verliebte und dadurch zu ihrem perfekten Botschafter bei illustren Gästen wie den Literaten Susan Sontag, Carlos Fuentes, Gonzalo Torrente Ballester oder Günter Grass wurde.
Das Haus vermittelt, mit welcher Begeisterung der Autor dort an der „Stadt der Blinden“ arbeitete. Auch der Garten, in dem er selbst verschiedene Bäume pflanzte, die für ihn eine persönliche Bedeutung hatten, bezeugen, das es ein Haus ist, „das aus Büchern gemacht ist“, wie es Saramago seinerzeit beschrieb.
Da zur Zeit die A Casa Museo José Saramago aufgrund des Coronavirus geschlossen ist, lohnt es sich umso mehr, besonderes Augenmerk auf die Umgebung zu richten.
So führt die kulturelle Entdeckungsreise weiter zur Ermita de Tías, einem Kulturdenkmal aus dem 17. Jahrhundert, das im Zentrum der Gemeinde liegt und im Laufe seiner Geschichte unterschiedlichste Funktionen übernommen hat: Neben seiner religiösen Rolle diente es auch als Speicher für Getreide und Tomaten und war sogar einmal eine Soldatenkaserne. Vor einigen Jahren wurde es in ein kleines ,behagliches Refugium für Maler und Bildhauer umgewandelt, deren Werke durch die schlicht gehaltenen Wände noch besser zur Geltung kommen.
Nach dem Eintauchen in Literatur und Kunst geht es weiter zu einem echten „Erholungsbad“ im Atlantischen Ozean. Herrliche Ruhe herrscht jetzt in den Gewässern um Puerto del Carmen vor. Die stille Wiederkehr der Gezeiten macht Lust auf eine bequeme Hängematte, um die Seele baumeln zu lassen, und einen freundlichen Sonnenschirm, der schützt, falls die winterliche Sonne doch einmal zu intensiv scheinen sollte. Die Bandbreite der Strände, unter denen man auswählen kann, ist überwältigend: Playa Grande, Los Pocillos oder Matagorda bieten Ruhe und Frieden, was bei Familien sehr begehrt ist.
An der Playa Chica oder Pila de la Barrilla können sich Tauchfans in Neopren werfen und von Tauchexperten zu Meeresschätzen von enormer Schönheit führen lassen. Die Einzigartigkeit und der Reichtum der unter Schutz stehenden Höhlen von Veril versetzen jeden in Erstaunen.
In der Grotte La Catedral begegnet man Petermännchen, Flundern, Reitkrabben und Eidechsenfischen. Das Gefühl unter Wasser, die Freiheit der Schwerelosigkeit unter braunen Röhrenaalen, während man entlang einer imposanten Felswand abtaucht, lässt sich nur schwer in Worte fassen.
Tías blickt nicht nur auf das Meer hinaus, sondern schenkt auch fantastische Dörfer im Hinterland
Dort herrschen Lava und gute Weine vor, wie in dem kleinen Ort Masdache, der auf Vulkaneruptionen ruht, die vor fast drei Jahrhunderten den Parque Nacional de Timanfaya hervorbrachten. Auf der schwarzen Erde wachsen weiße Trauben, die in den Gewölben jahrhundertealter Bodegas zu einzigartigen Weine verwandelt werden. Auch ein Abstecher nach Conil ist lohnenswert, um von dort einen Blick auf die Nachbarinsel Fuerteventura zu werfen.
Die angenehme Landpartie endet in La Asomada, wo die traditionelle Landwirtschaft die größte Rolle spielt. Dort kann man die mit Sand bedeckten Anpflanzungen betrachten und die Ruhe auf sich wirken lassen, die die kleinen, makellos weißen Häuschen verströmen. Sie liegen wie hingetupft auf der Erde, die sofort ergrünt, sobald sich der Regen einstellt.
Spaziert man über die schöne und breite Strandpromenade der Avenida de Las Playas, gelangt man bald in die Gegend des einstigen Fischerdörfchen La Tiñosa. Der Duft nach frisch gebratenem Fisch strömt durch den betriebsamen Hafen. In der Cofradía, der lokalen Fischervereinigung, lässt es sich ausgezeichneten Pulpo a la plancha (gegrillten Tintenfisch), Lapas con mojo (Meeresschnecken mit Mojo-Sauce) und Cherne a la espalda (gebratenen Wrackbarsch) zusammen mit einem Malvasía-Wein von der Insel genießen.
Wer den Tag mit einem rosafarbenen Sonnenuntergang beenden will, sollte ihn vom Barranco del Quíquere bewundern. Es ist ratsam, durch die Felsen mit Socken und festem Schuhwerk bekleidet, hinabzusteigen, damit kein Seeigel unangenehme Piekser versetzen kann, wenn man erneut im Ozean schwimmen möchte. Dieser wilde Ort erscheint als Ort, den niemand je wieder verlassen will. Er verkörpert die „Heimkehr nach Lanzarote. Das stärkste Gefühl, nach Hause zu kommen.“